Alternativantriebe boomen – Selbstzünder schwächeln

Quartalszahlen

Alternativantriebe boomen – Selbstzünder schwächeln

20. April 2018 agvs-upsa.ch – Das erste Quartal 2018 verlief für die Schweizer Automobilwirtschaft wechselhaft: Deutlichen Rückgängen beim Verkauf neuer Dieselfahrzeuge (22'718 PW; -18,2%) standen markante Zuwächse bei Personenwagen mit Alternativantrieb (4600 PW; +28,5%) gegenüber. Gleichzeitig nahmen erneut auch die Verkäufe von Fahrzeugen mit Allradantrieb (35'513 PW; +4,3%) zu.

pd. Insgesamt wurden von Januar bis März 2018 in der Schweiz sowie im Fürstentum Liechtenstein 72'089 Neuwagen immatrikuliert (-0,9%). Angesichts der frühen Osterfeiertage kann das im Vorjahresvergleich geringe Minus von 680 Fahrzeugen als zufriedenstellend gewertet werden. Im gleichen Zeitraum wechselten 213'146 Gebrauchtwagen den Besitzer. Dies sind 8347 Fahrzeuge (-3,8%) weniger als ein Jahr zuvor; davon ist circa ein Drittel einer verbesserten und bereinigten Zählweise geschuldet. Auf die durchschnittlich 67 Angebotstage, die ein Gebrauchtwagen auf Online-Plattformen zum Verkauf stand, hatte der Nachfragerückgang deshalb auch (noch) keinen Einfluss.

Die aktuellen Verkaufszahlen von Neuwagen zeigen vor allem eines: Die medial omnipräsente Dieselproblematik sowie die damit einhergehende Diskussion über Fahrverbote in europäischen Grossstädten hemmen die (private) Kauflust nach Selbstzündern. Gestützt wird die Diesel-Nachfrage derzeit noch durch Flottenkäufe, da die Vorteile sowohl aus wirtschaftlicher Perspektive als auch für die Erreichung der CO2-Emissionsziele weiterhin unstrittig sind. Kaufentscheidungen positiv zu beeinflussen vermochte hingegen das wachsende Angebot an alltagstauglichen Fahrzeugen mit alternativen Antriebskonzepten. Das kräftige Wirtschaftswachstum in der Schweiz (BIP-Prognose von BAK Economics für 2018: +2,4%) wird zusätzlich dazu beitragen, dass insbesondere die überwiegend im oberen Preissegment angesiedelten Elektrofahrzeuge wohl auch im weiteren Jahresverlauf stark nachgefragt werden.

«Der Trend zu alternativen Antriebskonzepten erfordert von Schweizer Garagisten auch zusätzliches Know-how und Investitionen» hält Urs Wernli, Zentralpräsident AGVS fest. «Stetige Weiterbildung bleibt für unsere Mitglieder deshalb wichtig, um immer auf dem neusten Stand der Technik zu bleiben.

Neue Zeitrechnung
Die 10 meistverkauften Automarken repräsentieren mit ihrem kumulierten Marktanteil von derzeit 59,4% den Schweizer Neuwagenmarkt. Gleichwohl schwindet – zumindest auf den hinteren Rängen – der Vorsprung auf die überwiegend asiatischen Mitbewerber. Zusätzlich nähern sich auch die Marktanteile innerhalb der Top-10-Rangliste zunehmend an, was im ersten Quartal 2018 auf den Rängen 6 bis 10 zu einer Neuordnung führte. Zu spüren bekam die «neue Zeitrechnung» aber auch Volkswagen, der ewige Branchenprimus aus Wolfsburg (6913 PW,  4,6%): Der Marktanteil der Kernmarke der Volkswagen AG fiel im ersten Quartal 2018 unter den historischen Wert von 10% auf derzeit noch 9,6%. Etwas besser liefen die Geschäfte für Mercedes-Benz (6236 PW, -1,6%). Deren Marktanteil liegt mit 8,7% neu nur noch 0,9% hinter Volkswagen. Auf den vorderen Rängen zu halten vermochten sich auch BMW (5737 PW, +4,5 %), Skoda (4930 PW, +4,2%) und Audi (3962 PW, -5,3%).

Fulminant verlief das erste Quartal für Ford (3621 PW, +17,2%): Die Ablösung der Modelle «Kuga», «Fiesta» und «Focus» führten offensichtlich zu vielen Ab- und Neuverkäufen und damit zum Aufstieg um 2 Ränge. Ebenfalls einen Rang gut machte Seat (3000 PW, +2,4%), während Peugeot (2347 PW, -5,2%) nach einem Jahr Abwesenheit, auf Kosten von Toyota, wieder in die Top-10-Rangliste zurückkehrte. Einen respektive zwei Ränge verloren hingegen Opel (3105 PW, -3,2%) und Renault (2954 PW, -6,9%), wobei die Verkaufszahlen teilweise nur minimal differieren, weshalb die Rangliste lediglich eine Momentaufnahme darstellt.

Alternativantriebe stark – Diesel schwach
Eine Aufgliederung der Neuzulassungen nach Antriebsarten ist insbesondere mit Blick auf deren Marktanteile interessant. So lässt beispielsweise der im Vorjahresvergleich um 1,5% auf 6,4% gestiegene Marktanteil aller alternativ angetriebenen Neuwagen (hauptsächlich Elektro- und Hybridfahrzeuge) die Erwartung zu, dass das von Auto-Schweiz für das Jahr 2020 proklamierte Branchenziel von 10% «Elektromobilität» realistisch und das politisch vorgegebene CO2-Emissionsziel von durchschnittlich 95 Gramm pro Kilometer zu erreichen ist. Diesem Plan zuwider entwickeln sich allerdings die Zulassungszahlen für Allradfahrzeuge: Mit 49,3% (+2,5%) wächst deren Marktanteil weiterhin ungebremst, wobei hier anzumerken ist, dass beispielsweise Tesla seine Elektrofahrzeuge in der Schweiz nur noch mit Allradantrieb anbietet, was der argumentativ belasteten CO2-Bilanz von 4x4-Fahrzeugen kompensatorisch anzurechnen wäre. Zu guter Letzt stürzte der Marktanteil von Neuwagen mit Dieselantrieb im Vorjahresvergleich um eindrückliche 6,7% auf derzeit noch 31,5% ab. Deutlicher kann die aktuell grosse Verunsicherung auf Käuferseite nicht dokumentiert werden.

Neuwagen sind preislich (zu) attraktiv
In Zeiten positiver wirtschaftlicher Rahmenbedingungen entwickelt sich der Neuwagenmarkt besser als der Gebrauchtwagenmarkt. Werden Neuwagen aufgrund bevorstehender Modellwechsel oder für die Verkaufsstatistik zudem mit attraktiven Rabatten und Prämien beworben, leiden die Occasionsverkäufe zusätzlich. Exemplarisch kann dies am Beispiel der Marke Ford aufgezeigt werden: Während die Verkäufe von Neuwagen im ersten Quartal 2018 mit +17,2% boomten, brachen die Occasionsverkäufe von Ford im gleichen Zeitraum um 9,3% ein.

Insgesamt wechselten von Januar bis März des laufenden Jahres 213'146 Gebrauchtwagen den Besitzer. Die Differenz zum Vorjahr (-3,8%) fällt aufgrund einer neuen, präziseren Zählweise circa um einen Drittel zu hoch aus. Unabhängig davon musste Volkswagen auch beim Verkauf von Occasionen deutlich Federn lassen (28'808 PW,  8,1%), behauptete den ersten Platz in der Top-10-Markenrangliste aber gleichwohl deutlich. Dahinter wechselten im Vorjahresvergleich lediglich BMW (16'462 PW, +3,5%) und Audi (15'949 PW, -0,9%) die Plätze. Die weiteren Ränge teilen sich Mercedes-Benz (14'148 PW,  1,3%), Opel (12'528 PW,  9,3%), Renault (10'638 PW, -4,1%), Peugeot (9519 PW, -7,8%), Ford (9234 PW,  9,3%), Toyota (7819 PW, -6,3%) und Fiat (7714 PW, -2,9%).

«Der Occasionsmarkt entwickelt sich im ersten Quartal ziemlich genau auf dem von uns erwarteten Niveau. Für das Gesamtjahr schätzen wir 830'000 bis 850'000 echte Besitzwechsel, entsprechend unserer verbesserten Algorithmen», ergänzt Roland Strilka, Group Director Insights & Analysis DACH bei Eurotax. «Die aktuell vorherrschende Verunsicherung potenzieller Dieselkäufer schlägt nun ebenfalls langsam auf dem Gebrauchtwagenmarkt durch, wobei sich allerdings das Preisniveau nach wie vor gut hält. Gewinner sind auch hier Fahrzeuge mit Benzinmotor sowie – falls verfügbar – solche mit alternativem Antrieb».

Stabile Angebotstage
Im Gegensatz zu den in der Vergangenheit ausgewerteten Standzeiten der Halterwechsel aller Fahrzeugjahrgänge wertet Eurotax neu nur noch die Angebotstage der aus den Online-Börsen entfernten, zwei- bis vierjährigen Gebrauchtwagenangebote (maximale Angebotsdauer: 400 Tage) aus. Diese Fokussierung bildet das für den Handel wesentliche Segment ab und korreliert zudem mit der Datenbasis, die in weiteren Marktanalyse-Produkten wie beispielsweise dem «Eurotax Market Radar» zur Anwendung kommt. Da der logistische Verkaufsanteil (z.B. Fahrzeugbereitstellung, Überführung, Einlösung u.a.m.) nicht mehr berücksichtigt wird, fallen die Angebotstage tiefer aus, als die bisherigen Standzeiten. Per Ende März lag die durchschnittliche Angebotsdauer bei 67 Angebotstagen.

In Zeiten, in denen die Kaufkraft vieler ausreicht, sich einen (grosszügig rabattierten) Neuwagen zu leisten, werden auf dem Gebrauchtwagenmarkt günstige Fahrzeuge mit tendenziell kleinem Hubraum überproportional stark nachgefragt. Rückläufig entwickelten sich deshalb im 1. Quartal 2018 die Angebotstage von Kleinwagen (57 Tage, -10,4%), von Fahrzeugen der Microklasse (59 Tage, -14,1%) sowie von denjenigen der unteren Mittelklasse (65 Tage, -3,3%). Traditionell tief liegen auch die Angebotstage für trendige SUV und Geländewagen (65 Tage, +6,7%). Länger als die durchschnittlich 67 Angebotstage mussten hingegen Kompakt- und Minivans (68 Tage, +4,7%), Fahrzeuge der Mittelklasse (71 Tage, +0,7%) sowie Occasionen der oberen Mittelklasse (81 Tage, +1,0%) auf einen neuen Käufer warten. Noch länger inserieren mussten Händler lediglich für Coupés (84 Tage, +7,5%), Cabriolets und Roadster (84 Tage, +3,9%) sowie für Fahrzeuge der Luxusklasse (87 Tage, +0,2%).

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