«Es besteht nach wie vor kein Grund zur Panik»

Dieselmarkt Schweiz

«Es besteht nach wie vor kein Grund zur Panik»

18. Dezember 2017 agvs-upsa.ch – Am Schluss war es wohl unvermeidlich: Nachdem die Nachfrage und die Preise für Dieselfahrzeuge in Deutschland seit Sommer gesunken sind, registrieren Marktbeobachter diesen Trend auch in der Schweiz – wenn auch auf tieferem Niveau. Allerdings entwickeln sich das Neuwagen- und das Gebrauchtwagensegment unterschiedlich.


Die Grafik zeigt die Entwicklung der Restwerte von Dieselfahrzeugen seit Anfang 2015; sie sind seither um 6,3 Prozent gesunken, steigen aber seit Mitte August wieder an. (Quelle: Auto-i-dat AG/Diesel-Reporting)​

 
kro. Kurzer Rückblick: Im Sommer dieses Jahres brach in Deutschland die grosse Diesel-Hysterie aus. Drohende Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge erweckten den Eindruck, dass nicht nur der Diesel an sich, sondern der Verbrennungsmotor als solcher kurz davor sei, abzudanken. Die Medien sprangen auf, setzten das Karussell in Gang, die Politik kam unter Druck und organisierte eilig einen «Diesel-Gipfel», auf dem die führenden Köpfe der deutschen Automobilindustrie öffentlich abgekanzelt wurden. Dann einigte man sich auf attraktive Umsteigeprämien und einen Fonds für saubere Luft in deutschen Städten. Für die Händler waren die Folgen gravierend: Die Standzeiten von gebrauchten Dieselfahrzeugen wurden länger, die Preise sanken, der Schaden war angerichtet. Böse Ironie der Geschichte: Die ursprünglich als Anreiz zum Umstieg auf Dieselfahrzeuge neuester Generation angedachten Prämien wurden von den Kunden mehrheitlich dazu verwendet, einen neuen Benziner zu kaufen, was den Markt mit Dieselfahrzeugen zusätzlich belastet.
 
Erste Abwertung bereits im August
Hierzulande war man gespannt, ob und allenfalls wie sich diese Entwicklung in Deutschland auf den Schweizer Markt auswirken würde. Noch kurz nach Ausbruch der Panik in Deutschland sagte René Mitteregger, Datenspezialist bei der auf Marktanalysen und Fahrzeugdaten spezialisierten Auto-i-dat AG gegenüber den AGVS-Medien: «Wir registrieren aktuell keine Zunahme bei den Standzeiten von Diesel-Occasionen.» Sicherheitshalber nahm Auto-i-dat aber bereits im August eine leichte Abwertung in ihrem System vor. Tatsächlich begann sich der Markt mit erheblicher Verzögerung zu bewegen und im Verlaufe des Herbst war klar: Die Welle war über die Grenze geschwappt.
 
Um diesem Marktsegment ab sofort besondere Aufmerksamkeit zu schenken, richtete Auto-i-dat umgehend ein Diesel-Monitoring ein, das, ähnlich einem Seismograph, die Bewegungen des Marktes für Dieselfahrzeuge in der Schweiz registriert. «Es war unser Beitrag zur Versachlichung der Diskussion», sagt CEO Wolfgang Schinagl rückblickend. Seither publiziert Auto-i-dat ihr Diesel-Reporting alle drei Monate. Die aktuellste Version ist soeben erschienen und kommt zum Schluss: Die Kurve zeigt zwar weiter nach unten, hat sich aber im Vergleich zu den Vormonaten deutlich abgeschwächt. Lag der Anteil an neuzugelassenen Dieselfahrzeugen im Juni noch bei 37,8 Prozent, fand er sich Ende Oktober bei 33,7 wieder. «Wir stellen vor allem in der unteren und oberen Mittelklasse einen leichten Trend weg vom Diesel hin zum Benziner fest», sagt René Mitteregger, «akzentuiert in der Klasse der Kleinwagen».
 
Gebrauchte Diesel halten sich gut
Anders sieht es bei den Occasionen aus: hier zeigt die Kurve der Dieselfahrzeuge erfreulicherweise nach oben – und zwar bereits seit August. «Eine Zurückhaltung gegenüber dem Diesel ist bei Occasionskäufern zwar zu registrieren», erklärt Mitteregger, relativiert die Entwicklung aber mit dem Wort «marginal». Wichtiges Indiz für die Attraktivität von Occasionssegmenten sind die durchschnittlichen Standzeiten. Hier beobachtet Auto-i-dat in den vergangenen Monaten bei praktisch allen Marken einen leichten Trend nach oben: «Das ist jedoch nicht alarmierend, da sich die Standzeiten in den Herbst- und Wintermonaten immer etwas erhöhen», sagt Mitteregger. 
 
Devise lautet: ruhig bleiben
Auto-i-dat gibt grundsätzlich keine Handlungsempfehlungen ab. Auf die Frage, was er als Händler denn jetzt tun würde, sagt CEO Wolfgang Schinagl: «Suchen Sie das Gespräch mit allenfalls verunsicherten Käufern und sprechen Sie die nach wie vor vorteilhaften Kriterien des Diesels aktiv an: tieferer Verbrauch als ein Benziner und damit günstigerer Unterhalt. Und weisen Sie darauf hin, dass die vom Bund gesetzten CO2-Ziele ohne Dieselfahrzeuge nicht zu erreichen sind.» Wichtig sei, so Schinagl, dass alle jetzt weiter die Ruhe bewahrten würden, «es besteht nämlich nach wie vor kein Grund zur Panik».
 
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